Gebärden haben verschiedene Aufgaben in den Entwicklungsphasen Ihres Kindes

Gebärden haben verschiedene Aufgaben in den Entwicklungsphasen Ihres Kindes

Verstehen

Im Babyalter lernt Ihr Kind zu verstehen, was Sie sagen, wenn Sie Ihre Äußerungen durch Gebärden ergänzen. Handbewegungen sind leichter zu erfassen – Ihr Kind sieht das Gesagte. Es ist auch einfacher, eine Gebärde wiederzuerkennen und zu behalten als einen Laut; das Handzeichen z. B. für Ball hat einen höheren Erinnerungswert als die Lautfolge Ball. Außerdem sprechen wir langsamer und deutlicher, wenn wir Gebärden verwenden.

Warte mal… muss nur schnell die Stimmbänder koordinieren, Zunge zurechtrücken, Luftzufuhr geregelt kriegen und…

Kommunikation

Für ein Kind ist es leichter, etwas mit Gebärden zu sagen als mit Lauten. Es ist auch einfacher, einem Kind zu zeigen, wie man ein Wort gebärdet, als zu zeigen, wie man es ausspricht. Gebärden geben Ihrem Kind die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und sich früh mit seiner Umwelt zu verständigen. Das Hauptziel dabei ist eine möglichst lebendige Kommunikation, das Zusammen- und Wechselspiel zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Je früher Ihr Kind lernt, zu fragen, zu antworten und zu erzählen, desto besser entwickelt sich die Sprache später.

oder… ich zeige euch einfach, was ich meine!

Wortschatzaufbau

Um kommunizieren zu können, müssen Kinder ihren Wortschatz aufbauen. Es ist leichter, sich eine Anzahl von Gebärden zu merken, als sich all die vielen Laute einzuprägen, aus denen gesprochene Wörter bestehen. Man könnte die Gebärden mit Haken vergleichen, an denen man die Wörter aufhängen kann. Da mehrere Sinneseindrücke – Hören, Sehen und Fühlen – an der Wahrnehmung beteiligt sind, bleiben die Wörter besser „hängen“. Gebärden machen zudem die einzelnen Wörter in den langen Lautketten der der gesprochenen Sprache deutlich.

– Wollnwirmalschnellzumkioskgehnundnebratwurstessen?
– Ja, ich will ’ne große haben

Das Buch liegt auf dem Tisch.

Sprachaufbau

Damit sich ihre Sprache weiterentwickelt, müssen Kinder nach und nach den schwierigeren Wörtern auf die Spur kommen. Gebärden machen es ihnen leichter, die verschiedenen Bestandteile der Sprache zu identifizieren. Auf diese Weise kann man sich beim Sprachtraining gut auf bestimmte Lerninhalte, zum Beispiel Präpositionen, Konjunktionen oder Fragewörter, konzentrieren.

Wissensvermittlung

Wenn Ihr Kind in die Schule kommt, muss es viel Neues lernen, und hierfür ist es wichtig, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Gebärden für bestimmte Begriffe und Schlagwörter können als Stütze im Unterricht eingesetzt werden und den Lerneffekt verbessern, auch wenn Ihr Kind bereits spricht.


So funktioniert Gebärdenunterstützte Kommunikation

So funktioniert Gebärdenunterstützte Kommunikation

Ein Werkzeug für den Sprachaufbau

Kindern mit Sprachstörung dienen Gebärden als Werkzeug bei der Sprachentwicklung. Wenn Sie Gebärden einsetzen, hat Ihr Kind die Möglichkeit, Sprache nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen und zu fühlen. Mit mehreren Sinnen gleichzeitig nimmt man Inhalte leichter auf, und das Gelernte bleibt leichter im Gedächtnis.
Sowohl gesprochene Sprache als auch Gebärden, Bilder und Text sind wichtige und nützliche Werkzeuge für die Sprachentwicklung. Indem man alle Werkzeuge kombiniert, lässt sich das Lernen effektiver gestalten.

Man kann auch ohne Hammer und Nägel ein Haus bauen, aber das dauert länger und hält nicht so gut.

 

Ball

Eindrücke sortieren

Ein Kind erlebt seine Umwelt oft als ein Sammelsurium von verwirrenden Eindrücken. Alles rauscht mehr oder weniger vorbei, und dabei fällt es schwer, Gesehenes und Gehörtes zu sortieren. Während wir zum Beispiel gerade etwas zeigen und darüber reden, fährt ein Bus vorbei, jemand ruft im zweiten Stock, und in der Küche dudelt das Radio. Kinder mit verzögerter Entwicklung brauchen hier Unterstützung, um ihre Eindrücke sortieren zu lernen. Und genau diese Aufgabe übernehmen Gebärden!
Gebärden unterstreichen das Gesagte. Mit Hilfe von Gebärden heben Sie das Wesentliche in Ihrer Äußerung hervor. Für Ihr Kind hat das die gleiche strukturierende Wirkung, wie wenn Sie einen Text mit Unterstreichungen lesen.

Bewusst wahrnehmen und dabei sein

Gebärden erfüllen auch eine wichtige Funktion, wenn es darum geht, Ihr Kind ins Gespräch einzubeziehen. Gebärden wecken Aufmerksamkeit, fördern Konzentration und bewusste Wahrnehmung. Ihr Kind bekommt das Gefühl „dazuzugehören“, wenn mit Gebärden kommuniziert wird.


Gebärdenunterstütze Kommunikation – was ist das?

Gebärdenunterstütze Kommunikation – was ist das?

Gebärdenunterstütze Kommunikation (GuK) heißt, dass man die gesprochene Sprache (Lautsprache) mit Gebärden ergänzt, um das Gesagte zu verdeutlichen. Man spricht und gebärdet gleichzeitig, und richtet für den Zuhörer – Ihr Kind – sozusagen den Scheinwerfer auf die wichtigsten Wörter.

Damit ein Kind sich lautsprachlich ausdrücken kann, muss es Lippen, Zunge, Stimmbänder und Luftdruck im Griff haben – und das alles gleichzeitig. Handbewegungen dagegen sind verhältnismäßig leicht auszuführen, und auch leicht zu erkennen. Hände und Arme gehören normalerweise zu den ersten Körperteilen, die Babys kontrollieren können. Das bedeutet, dass man sehr früh mit den Gebärden beginnen kann.

Mit Hilfe von Gebärden kann Ihr Kind sich leichter mitteilen, lernt schneller mehr Wörter, und behält das Gelernte leichter. Wörter, die man hört, sieht und fühlt, vereinfachen und verstärken den Lernprozess.

Gebärden helfen also Ihrem Kind, Sprache zu verstehen, seinen Wortschatz aufzubauen und, vor allem, zu kommunizieren.

Komm mein Spatz, wir machen’s uns auf dem Sofa gemütlich. Wenn du magst, können wir zusammen ein schönes Buch lesen!

Gebärden – für wen?

Vor allem für Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten, Entwicklungsverzögerung, Autismus oder spastischer Lähmung ist Gebärdenunterstützte Kommunikation sinnvoll. Kindergärten, z. B. in Schweden, verwenden GuK auch, um Kindern mit fremder Muttersprache beim Erlernen der Landessprache zu helfen. In jüngster Zeit werden Gebärden auch immer mehr bei Babys mit normaler Sprachentwicklung eingesetzt, um den Spracherwerb zu fördern.

Die Bedeutung von Gebärden für die Lautsprache lässt sich mit folgendem Gleichnis beschreiben:
Ein Kind krabbelt auf allen Vieren, bevor es anfängt zu laufen. Indem es krabbeln übt, lernt es seinen Körper kennen und bekommt ein Gefühl für sein Gleichgewicht. Das Kind übt und übt, um dort hinzukommen, wo es hinmöchte, bis es schließlich krabbeln kann wie ein geölter Blitz. Sobald es das Krabbeln perfekt beherrscht, ist es gerüstet, um laufen zu lernen. Und sobald es laufen und rennen kann, hört es auf zu krabbeln.
Gebärden dienen also als „Krabbeltraining“ für gesprochene Sprache und Kommunikation. Bei Kindern mit verzögerter Sprachentwicklung kann die Kommunikation ins Stocken geraten, weil die Lautsprache auf sich warten lässt. Gebärden geben den Kindern die Chance, sich viel früher zu verständigen, als es sonst möglich wäre.

Und was, wenn das Kind nicht anfängt, zu laufen (sprechen)? Na, dann ist es doch wohl viel besser, flott zu krabbeln, als nur stillzusitzen?

He, warte mal… nicht so schnell… ich will doch nur ein bisschen quatschen!