Fragen und Antworten zum Thema Gebärden
Will mein Kind auch wirklich sprechen lernen, wenn ich Gebärden benutze?
Der natürliche Drang zu sprechen ist stark ausgeprägt, und wenn ein Kind die Wahl hat, wird es immer vorziehen zu sprechen. Gebärden helfen Ihrem Kind, so lange es noch nicht sprechen kann, und darüber hinaus den Kindern, die Sprachschwierigkeiten haben. Gebärden hemmen die Sprachentwicklung also niemals, sondern fördern sie im Gegenteil.
Ich gebärde und gebärde, aber mein Kind antwortet nicht, sondern guckt nur zu. Wann soll ich aufgeben?
Machen Sie weiter! Sie hören ja auch nicht auf zu reden, weil Ihr Baby nicht antwortet. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Kind viel früher mit Gebärden antworten wird, als es das mit gesprochenen Wörtern tun würde. Damit Ihr Kind gesprochene Sprache wirklich VERSTEHT, müssen Sie Gebärden und Lautsprache unbedingt gleichzeitig einsetzen. Dass die Kinder selbst anfangs noch nicht gebärden, ist weniger wichtig. Ihrem Kind fällt es jedenfalls leichter, Wörter aufzunehmen, und die Sprache wird anschaulicher, wenn Sie gebärden.
Aber irgendwann kann ein Kind wohl auch so anfangen zu sprechen? Ich meine, es gibt doch viele Kinder mit Sprachverzögerung, die sprechen lernen, ohne dass man Gebärden benutzt…
Ja, das stimmt. Aber wenn man weiß, dass das Kind diese Probleme hat, ist es nie falsch, Gebärden einzusetzen. Auch der Sprachentwicklung von Kindern, die ohne Unterstützung sprechen lernen, hilft man so sicherlich auf die Sprünge. Vermutlich wird das Kind Sprache und Sprechen früher in den Griff bekommen.
Mein Kind ist schon größer, ist es jetzt zu spät für Gebärden?
Nein, es ist NIE zu spät! Aus Erfahrung wissen wir, dass der Spracherwerb für manche Kinder schon von Geburt an eine besondere Herausforderung darstellt. Bei anderen Kindern entwickelt sich vielleicht erst mit der Zeit eine Sprachstörung, aber auch diese Kinder profitieren davon, wenn sie selbst gebärden und ihn in einem gebärdenden Umfeld aufwachsen.
Was macht man, wenn die Hände anderweitig beschäftigt sind?
Versuchen Sie zu gebärden, so gut Sie können. Benutzen Sie eine Hand – das ist besser als gar keine.
Müssen wirklich alle Gebärden lernen, wenn ein Kind Gebärden braucht? Es reicht doch wohl, wenn überhaupt jemand Gebärden versteht?
Wenn ein Kind, z. B. im Kindergarten, nur mit einem Erwachsenen Gebärden austauschen kann, begrenzt das natürlich seine Möglichkeiten, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wie viel Kommunikation ist eigentlich möglich für dieses Kind, in einer Gruppe, die nicht gebärdet? Wenn nur eine Person das Kind versteht, läuft seine Kommunikation mit allen anderen über diese Person. Kommunikation und Interaktion sind wichtig für die Entwicklung, und deshalb sollten alle Bezugspersonen Ihres Kindes sich an seine Voraussetzungen anpassen.
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Viele, die mit unserem Kind zu tun haben, wollen und können nicht gebärden – sie finden das schwierig und unnatürlich.
Das ist natürlich nicht ganz einfach. Man möchte ja niemanden zwingen, und vielleicht fällt es Ihnen schwer, hier Überzeugungsarbeit zu leisten… Versuchen Sie dennoch, auf die Vorteile hinzuweisen, die ein gebärdendes Umfeld mit sich bringt. Lassen Sie auch Ihr Kind Vorbild sein und mit Büchern oder eigenen Gebärden-Alben zeigen, wie Sie miteinander reden/gebärden. Für die meisten ist die kindliche Kommunikationslust dann doch unwiderstehlich.
Mein Kind benutzt nicht die üblichen Gebärden. Sollen wir seine Version übernehmen?
Gebärden sind eigentlich nur vereinfachte Körpersprache, bestimmte Handbewegungen, denen man eine bestimmte Bedeutung zugewiesen hat. Im Prinzip könnten Sie oder Ihr Kind sich also eigene Bewegungen ausdenken. Standardisierte Gebärden haben jedoch den Vorteil, dass sie von allen – zuhause, im Kindergarten, in Schule und Freizeit – verstanden werden, weil alle das gleiche System verwenden. Am besten gebärden Sie also „nach dem Lehrbuch“, sonst kommt Ihr Kind durcheinander. Mit der Zeit wird Ihr Kind die richtigen Zeichen lernen.
Ich habe einen Gebärdenkurs besucht, finde es aber schwer, über das Anfängerniveau hinauszukommen und richtig „fit“ zu werden. Was kann ich tun?
Machen Sie weiter, besuchen Sie weitere Kurse. Wenn Sie schon einiges können, raten wir Ihnen, an einem Kurs in Gehörlosensprache zu teilzunehmen. Diese Kurse sind anspruchsvoller, haben ein höheres Lerntempo und werden Sie mehr fordern. Viele finden, dass Sie nach einem solchen Kurs „fließender“ gebärden und besser gleichzeitig reden und gebärden können.
Wie unterscheidet sich GuK von der Gebärdensprache der Gehörlosen?
Wenn Sie Gebärdenunterstützte Kommunikation einsetzen, verwenden Sie die Handzeichen der Gehörlosensprache, man könnte also sagen, dass die Vokabeln dieselben sind. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass Sie dabei wie gewohnt sprechen und nur die wichtigsten Wörter Ihrer Äußerung gebärden. Die Gehörlosensprache dagegen wird nicht von gesprochener Sprache begleitet und hat eine völlig andere Grammatik (die nicht der Lautsprache entspricht).
Was ist der Unterschied zwischen GuK und Sprachtraining?
Wenn man Gebärden sprachbegleitend einsetzt, will man hauptsächlich eine funktionierende Kommunikation schaffen, indem man möglichst viel Information in seine Äußerung einbaut. Beim Sprachtraining dienen Gebärden als eines von mehreren Werkzeugen, um das Lernen effektiver und anschaulicher zu machen. Kinder prägen sich sprachliche Inhalte, die mit Hilfe von Gebärden vermittelt werden, leichter und schneller ein. Gebärdenkommunikation an sich ist jedoch kein Sprachtraining.
Wo kann ich weitere Informationen über Gebärdenunterstützte Kommunikation finden?
(Literaturliste anfertigen)