Lehrer/Innen/Schulpersonal

Vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen, welchen Rat geben Sie den Pädagogen in der Schule?
Lesen Sie meine Ratschläge für den Kindergartenstart und planen Sie von Anfang an Gesprächstermine ein, um die Teamarbeit im Umfeld des Kindes zu vereinfachen. Für Kinder, die mit Gebärden kommunizieren, ist die Teamarbeit aller Bezugspersonen, und in allen Lebensbereichen, besonders wichtig. Andernfalls kann es schwierig werden, die Beteiligten auf dem Laufenden zu halten, was aktuelle oder neu zu lernende Gebärden betrifft.

Kinder, die es vom Kindergarten her gewohnt sind, zu gebärden, brauchen oft auch noch in der Schule Gebärden. Wenn diese Möglichkeit eingeschränkt wird oder verschwindet, sind die Lernchancen des Kindes gefährdet. Auch einem Kind, das seine lautsprachlichen Fähigkeiten entwickelt hat, können Gebärden, zum Beispiel bei Arbeitsanweisungen oder Neueinführung von Lernstoff, sehr nützlich sein. Gebärdende Kinder und Jugendliche können sich leichter konzentrieren und dem Unterricht folgen, wenn Ihre Lehrer/innen lautsprachbegleitende Gebärden verwenden. Andere Erfahrungen, die ich Ihnen mitgeben möchte:

 

  • Um einem Kind die besten Lernvoraussetzungen zu bieten, sollten alle schulischen Bezugspersonen eine Ausbildung in Gebärdenunterstützter Kommunikation Das gilt für Klassenlehrer/innen und andere Lehrer/innen sowie übriges Schulpersonal, mit dem das Kind in Berührung kommt. Diese Personen sollten auch erfahren, welche Möglichkeiten die Kommunikation mit Unterstützung von Gebärden einem Kind bietet, zu kommunizieren und sich zu einem selbstständigen Individuum zu entwickeln.

 

  • Denken Sie daran, alle Schüler/innen der Klasse in die Gebärdenkommunikation mit einzubeziehen – das fördert alle und schafft die Voraussetzung für eine bessere Kommunikation der Kinder untereinander. Wenn nur ein/e Schüler/in in der Klasse gebärdet, müssen die anderen Gebärden lernen, damit er/sie überhaupt die Chance hat, ohne erwachsenen Dolmetscher mit den Klassenkamerad/innen zu kommunizieren. Und wenn er/sie vor der Klasse ein Referat halten soll, ist es natürlich von Vorteil, wenn die anderen verstehen, worum es geht!

 

  • Und noch einmal: Hören Sie nicht auf, zu gebärden, wenn das Kind anfängt zu sprechen. Ein Kind mit Lernschwierigkeiten braucht oft kontinuierliches Gebärdentraining, um Wortschatz und Gesprächsthemen zu erweitern und um im Gespräch den roten Faden zu behalten.

 

  • Vielleicht erreichen ja nicht alle Schulangehörigen das gleiche Niveau beim Gebärden, aber indem man z. B. die „Gebärden der Woche“ an verschiedenen Stellen in der Schule aushängt, bekommen viele die Möglichkeit, neue Gebärden zu lernen. Sie können auch die verschiedenen Räume mit Gebärdenbildern kennzeichnen oder Schulmahlzeiten mit Bild und Gebärde präsentieren. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf!

FÜHRUNGSPERSONAL IN KINDERGARTEN UND SCHULE

Welche Erfahrungen möchten Sie den leitenden Mitarbeitern von Kindergärten und Schulen mit auf den Weg geben?

Wenn Sie wissen, daß Sie ein Kind mit Gebärdenbedarf in Ihren Kindergarten oder Ihre Schule aufnehmen werden, planen Sie den Einstieg sorgfältig, damit die Gebärdenkommunikation ein natürlicher Teil des Arbeitsauflaufs für Ihre Mitarbeiter/innen wird. Ich empfehle Ihnen, der jeweiligen Gruppe bzw. Klasse von Anfang an eine zusätzliche Kraft zur Verfügung zu stellen. Warten Sie nicht ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn die Arbeitsweise neu ist für Ihre Mitarbeiter/innen, brauchen sie Zeit, sowohl um das Kind kennenzulernen, als auch um sich die neue Kommunikationstechnik anzueignen. Mit einem guten Start lassen sich Fehlschläge und Missverständnisse sowie Frustration bei Kindern und Erwachsenen eher vermeiden, und der Bedarf an Zusatzkräften verringert sich vielleicht auf längere Sicht. Folgende Punkte halte ich auch noch für wichtig:

  • Schaffen Sie Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Gebärden an, um Ihren Mitarbeiter/innen und den Kindern die Vorbereitung zu erleichtern.

 

  • Geben Sie Ihren Mitarbeiter/innen die Möglichkeit, kontinuierlich Gebärden-Fortbildungen zu besuchen. Bieten Sie dem Kollegium in diesem Zusammenhang auch Beratung und Betreuung in Bezug auf Gebärdenunterstützte Kommunikation Diejenigen, die nicht an den Lehrgängen teilnehmen, sollten auf jeden Fall Informationen über die Vorzüge und Einsatzmöglichkeiten von Gebärden erhalten. Sorgen Sie hierbei für eine stimulierende und motivierende Lernatmosphäre.

 

  • Es sollte Aufgabe des Kindergarten- bzw. Schulträgers sein, dem Personal Weiterbildung in Gebärdenkommunikation zu ermöglichen. Ebenso sollte UK (Unterstützte Kommunikation) ein selbstverständlicher Teil der Ausbildung zum/zur Erzieher/in, Sonderpädagoge/in und Sonderschullehrer/in sein

 

  • Und nicht zuletzt: Denken Sie daran, dass Gebärden nicht nur Kindern mit Behinderung guttun. Auch mehrsprachige Kinder, jüngere Kinder und Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerung profitieren sehr davon, wenn die Lautsprache mit Gebärden verdeutlicht wird.

 

Das Entscheidende ist, Gebärden als etwas zu sehen, das ALLEN Kindern der Gruppe zugutekommt!