Ehzieher/Innen/Kindergartenpersonal
Welchen Rat geben Sie den Mitarbeitern eines Kindergartens, der ein Kind mit Gebärdenbedarf aufnimmt?
Formulieren Sie einen genauen Plan, bevor das Kind zu Ihnen kommt – und beginnen Sie auch schon im Voraus mit den Gebärden.
Fangen Sie am besten an, mit Ihrer Kindergruppe zu gebärden, sobald Sie wissen, dass Sie einen Neuling mit Gebärdenbedarf bekommen werden. Auf diese Weise können Sie und die Kinder die Verständigung mit Gebärden vorab ausprobieren, und das Bedürfnis des neuen Gruppenmitglieds steht nicht so im Mittelpunkt. Arbeiten Sie z. B. mit „Gebärden der Woche“, singen Sie Gebärden-Lieder, lernen Sie zusammen Spielverse und kennzeichnen Sie Spielzeugkisten und Möbel mit Gebärden-Bildern.
Planen Sie den Einstieg sorgfältig. Kinder mit Sprachschwierigkeiten müssen eine besonders gute Bindung zu ein paar Erwachsenen entwickeln, die sich in der Eingewöhnungsphase bewusst Zeit nehmen, um die Kommunikation dieser Kinder zu verstehen. Auch wenn im Prinzip alle pädagogischen Mitarbeiter für die Entwicklung aller Kinder zuständig sind, empfiehlt es sich, spezielle Ansprechpartner/innen zu ernennen, die besondere Verantwortung für die laufende Arbeit übernehmen und den Kontakt zu Eltern, Kindergartenleitung und anderen beteiligten Institutionen (Logopäde/in usw.) halten.
Geben Sie der Eingewöhnungsphase Zeit, ruhig ein halbes Jahr. Das ermöglicht den Eltern, so lange wie nötig dabei zu sein, und anschließend haben vor allem die verantwortlichen Erzieher/innen Gelegenheit, das Kind mit verschiedenen Aktivitäten vertraut zu machen, seine Art der Kommunikation kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Die verantwortlichen Erzieher/innen planen dann zusammen mit den Kollegen Aktivitäten und Material, entsprechend den Bedürfnissen des Kindes. Hierbei geht es darum, das Kind wirklich auf seinem gegenwärtigen Entwicklungsstand „abzuholen“ und darauf aufzubauen. Versuchen Sie bei der Auswahl der Beschäftigungen auf die Interessen des Kindes einzugehen; das ist der beste Weg, um zu spontaner Kommunikation anzuregen und Anerkennung zu vermitteln. Beziehen Sie nach und nach andere Kinder ins Spiel ein, am besten erst ein Kind, dann weitere. Passen Sie die Aktivitäten immer an die Kinder an und nicht umgekehrt! Manche Kinder kommen vielleicht am besten zurecht, wenn sie nicht die ganze Zeit mitmachen, sondern nur am Anfang oder Ende einer Aktivität. Planen Sie die Tätigkeiten entsprechend in diesem Fall, und erklären Sie dem Kind genau, was es tun soll, damit es die begrenzte Teilnahme nicht als Scheitern empfindet.
Wie sollte man vorgehen, wenn sich erst im Kindergarten herausstellt oder der Verdacht aufkommt, dass das Kind eine Ergänzung zur Lautsprache benötigt, damit sich Kommunikation und Sprache entwickeln?
Denken Sie hier ähnlich, wie bei der Neuaufnahme eines Kindes. Wählen Sie eine/n Hauptverantwortliche/n, der/die als Kontaktperson für alle Beteiligten fungiert und sich auch mehr Zeit für das Kind und seine kommunikativen Voraussetzungen nimmt. Es ist nie falsch, Gebärden einzuführen. Warten Sie nicht auf Anweisungen von anderen, wenn es darum geht, sich für eine Kommunikationsform zu entscheiden und geeignete Wörter bzw. Gebärden auszuwählen.
Was sollte man im Kindergarten in Bezug auf Gebärden noch bedenken?
Lassen Sie Gebärden in alle Kindergartenaktivitäten mit einfließen, so dass sie nicht zur Mehrarbeit, sondern Teil Ihres regulären Kommunikations- und Sprachtrainings mit den Kindern werden. Damit das gelingt, müssen Sie sich Zeit für Vorbereitung und Weiterbildung nehmen. Natürlich wäre es ratsam, dass alle Mitarbeiter einen Gebärdenkurs absolvieren. Oder, nach den Worten einer Mutter: „Mein Kind sollte sich doch auch, genau wie andere Kinder, aussuchen dürfen, mit wem es kommunizieren möchte, und alle Kindergartenmitarbeiter sollten wohl in der Lage sein, mit meinem Kind zu kommunizieren.“ Es liegt in Ihrer Verantwortung als Erzieher-/in, wie die Kinder Gebärdenkommunikation erleben – nicht als etwas Unnatürliches, sondern als eine Form des „Sprechens“. Das setzt voraus, dass alle mitmachen, damit sich die Kinder mit allen Mitarbeitern ohne Dolmetscher unterhalten können. Denken sie daran, dass Kinder Vorbilder brauchen, gebärden Sie also in allen möglichen Situationen. Ein Kind, das Gebärden braucht, lernt viel beim Zuschauen, wenn andere miteinander gebärden: Kinder mit Erwachsenen, Kinder mit Kindern, Erwachsene mit Erwachsenen.
Bereiten Sie Spiele vor, bei denen Gebärden einen natürlichen Bestandteil des Ablaufs bilden. Üben Sie zum Beispiel verschiedene Schritte eines Rollenspiels und vermitteln Sie die dafür benötigten Handzeichen und Wendungen.
Planen Sie für das Kind „Qualitätszeit“ mit einem Erwachsenen ein. Kinder, die nicht sprechen, kommen erfahrungsgemäß viel zu selten zu Wort, wenn ein Schwarm anderer Kinder in der Nähe ist. Spielen Sie mit dem Kind, spielen Sie z. B. Interaktionsspiele, Nachahmungsspiele, Rollenspiele, lesen Sie gemeinsam Bücher und spielen Sie Brettspiele. Bereiten Sie das Kind auf Themen, Lieder und Spiele vor, die Sie für die ganze Gruppe geplant haben.
Bleiben Sie in der Nähe des Kindes, aber „bewachen“ Sie es nicht. Geben Sie ihm bei Bedarf Anleitung zu sinnvollen Beschäftigungen und spielen Sie mit anderen Kindern.
Informieren Sie die Eltern Ihrer Kindergruppe und berichten Sie mit Stolz über Ihr Engagement als gebärdender Kindergarten. Hängen Sie, gut sichtbar für alle Besucher des Kindergartens, Informationstafeln zum Thema und die „Gebärden der Woche“ aus.
Verwenden Sie Gebärden in der Gruppe, auch wenn das Kind mit dem größten Gebärdenbedarf nicht da ist.