So schaffen Sie ein gebärdendes Umfeld für Ihr Kind
Ein gebärdendes Umfeld setzt voraus, dass alle Bezugspersonen des Kindes mit Gebärden kommunizieren. Es ist also grundlegend, Gebärden zu lernen und anzuwenden. Damit das gelingt, zuhause wie im Kindergarten und in der Schule, können wir uns von vielen Tipps und Anregungen inspirieren lassen. Britt Claesson, Pädagogin für Unterstützte Kommunikation (UK) in Schweden, hat langjährige Erfahrung mit GuK und gibt hier ihre besten Ratschläge weiter.
Eltern und Verwandte
Woher weiß ich, ob und wann mein Kind Gebärden braucht?
Die ersten Anzeichen für eine Sprachentwicklungsverzögerung treten zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf. Manchmal wissen die Eltern schon von Geburt an, dass ihr Kind Unterstützung bei seiner Kommunikations- und Sprachentwicklung braucht. In anderen Fällen vermuten die Eltern, der Hausarzt oder Erzieher/innen im Kindergarten, dass eine sprachliche Verzögerung vorliegt. Es kann zum Beispiel so sein, dass ein Kind nicht anfängt zu sprechen oder dass es auch für Nahestehende nur schwer verständlich spricht. Vielleicht spielt es am liebsten allein und hat Mühe, mit Gleichaltrigen zu kommunizieren. Wenn man nicht verstanden wird, führt das natürlich zu Frustration.
Wo und wie fange ich an?
Zunächst einmal sollten Eltern, Geschwister und andere Vertraute die Möglichkeit haben, Gebärdenkurse zu besuchen. Es sollte selbstverständlich sein, Eltern ein entsprechendes Ausbildungspaket anzubieten. […] Einen Gebärdenkurs zu absolvieren, ist jedoch mein erster Rat an Eltern und Angehörige, die sich auf GuK einlassen wollen und müssen. Am Ende dieses Buches haben wir verschiedene Tipps für den Einstieg aufgelistet. Und hier noch einige weitere:
Ihr Kind muss mit den Menschen in seiner Umgebung kommunizieren können, daher noch einmal: Besuchen Sie einen Gebärdenkurs, und sorgen Sie dafür, dass so viele Verwandte und Bekannte wie möglich mitmachen! Fragen Sie Ihre Rehabilitationseinrichtung oder Ihren Logopäden, ob es Kurse für Eltern und andere Nahestehende gibt. Wenn es nur Kurse für Eltern gibt, können Sie in eigener Regie einen Studienzirkel starten und den anderen die Gebärden beibringen, die Sie gerade gelernt haben. Das ist übrigens eine prima Methode, um selbst Gebärden einzuüben!
Ermuntern Sie Verwandte, Freunde, Nachbarn und vielleicht auch den/die Verkäufer/in in Ihrer Stammbäckerei, Gebärden zu benutzen. Für die „Frau am Kiosk“ reicht es sicher erst einmal, die Gebärden für EIS, BONBONS, KAUFEN, GELD und DANKE zu können, damit sie und Ihr Kind sich ohne fremde Hilfe verständigen können.
Spielen Sie mit Gebärden! Gebärden Sie selbst beim Spielen, und warten Sie die Initiativen und Antworten Ihres Kindes ab. In Situationen, die Spaß machen, fällt Kommunikation leichter. Viele Kinder mögen Spielsituationen, die sich wiederholen, und dabei bietet sich das Gebärdentraining ganz natürlich an. Beim Rutschen auf der Rutschbahn können z. B. die Gebärden für WARTEN, „AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS“, MEHR, NOCHMAL, SCHNELL, LANGSAM, STAU etc. nützlich sein. Denken Sie daran, Pausen einzulegen, damit Ihr Kind Ihnen zeigen kann, wie das Spiel weitergehen soll. Manchmal dauert es vielleicht ein bisschen, bis Ihrem Kind die richtige Gebärde einfällt. Wechseln Sie sich in der Rolle des „Spielleiters“ ab. Spiele, bei denen Sie einander nachahmen und die Rollen tauschen, geben Ihrem Kind immer wieder Anlass, sowohl selbst Initiative zu ergreifen als auch auf Kommunikationsangebote zu reagieren. Spielen Sie lebensnahe Spiele, z. B. Abwaschen, Arztbesuch, Geburtstagsfeier, Einkaufen. Geschichten zum Vorlesen, Lieder und Reime bieten auch viel Gelegenheit zum Üben. Wenn Sie gemeinsam lesen oder singen, überlegen Sie sich im Voraus, welche Wörter Sie gebärden wollen.
Alle Alltagssituationen wie z. B. essen, Windeln wechseln, anziehen, Rucksack packen usw. eignen sich von Natur aus gut, um Gebärden zu benutzen und zu trainieren.
BRITT CLAESSON ist UK-Pädagogin am Zentrum für Kommunikationshilfsmittel (DART) des Königin-Silvia-Kinderkrankenhauses Göteborg/Schweden und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat für Gebärdenunterstützte Kommunikation des schwedischen Zentralamts für Sonderschulpädagogik (SPSM).
Sie hat im Rahmen ihrer Arbeit viele gute Beispiele dafür gesammelt, wie man ein gebärdendes Umfeld gestalten kann.